Mit den beiden Finalläufen der ADAC GT4 Germany auf dem Hockenheimring endete für Michael Schrey am vergangenen Wochenende die Motorsportsaison 2022. Obwohl der Rennfahrer aus Wallenhorst die erhoffte Titelverteidigung mit dem #1 H&R BMW M4 GT4 letztlich verpasst hat, durfte er sich trotzdem noch über ein versöhnliches Endergebnis freuen. Zusammen mit seinem Fahrerkollegen Gabriele Piana schloss Schrey die ADAC GT4 Germany Saison auf einem guten vierten Rang in der Fahrermeisterschaft ab, in der Teamwertung reichte es für seine Mannschaft von Hofor Racing by Bonk Motorsport sogar zu Tabellenplatz drei.
Michael, nach dem Ihr 2021 den Meistertitel in der ADAC GT4 Germany einfahren konntet war das große Ziel, den Triumph in dieser Saison zu wiederholen. Auch wenn dieses Vorhaben unter dem Strich nicht aufgegangen ist, wie fällt deine persönliche Bilanz aus?
„Vor Saisonbeginn war uns schon bewusst, dass das vergangene Jahr nur sehr schwer zu toppen sein würde, vor allem weil der BMW M4 GT4 mittlerweile das dienstälteste Fahrzeug im gesamten Starterfeld ist. Bei der Entwicklung, die die GT4-Autos inzwischen genommen haben, war schon davon auszugehen, dass uns im Laufe der Saison einfach der Speed gegenüber den anderen Autos fehlt. So ist es auch gekommen. Trotzdem haben wir die Herausforderung angenommen und von Station zu Station aus den Gegebenheiten das Maximum versucht herauszuholen. Wenn man vom Rennwochenende in Zandvoort absieht, ist uns dies auch regelmäßig gelungen. Unter dem Strich waren wir als Viertplatzierte der Gesamtwertung beste „Nicht Aston Martin-Piloten“, was sich bei sieben verschiedenen Herstellern durchaus sehen lassen kann. Meiner Meinung nach waren wir auch stärker unterwegs als im Vorjahr und haben dank unseres Kampfgeistes und Ehrgeizes sehr viel wettgemacht.“
Was war Dein persönliches Saisonhighlight und welches Wochenende würdest Du am liebsten aus deinem Gedächtnis verdrängen?
„Ich erinnere mich sehr gerne an den Red-Bull-Ring in Österreich zurück, hier konnten wir beide Rennen gewinnen – mehr geht nicht an einem Wochenende, ein absolutes Highlight. Doch auch das Saisonfinale am Hockenheimring konnte sich sehen lassen, insbesondere unser zweiter Rang im Samstagsrennen. Dieser Podiumsplatz war wirklich ein gelungener und versöhnlicher Saisonabschluss. Der Tiefpunkt war wie schon angedeutet in Zandvoort, wo wir in beiden Rennen leider kein einstelliges Ergebnis erzielen konnten. Ab hier war dann auch klar, dass wir trotz der starken Leistung am Red-Bull-Ring und dem Top-5 Ergebnis in Oschersleben aus eigener Kraft nicht in der Lage sein werden, den Titel erfolgreich zu verteidigen. Sicherlich hat die BOP eine große Rolle bespielt, aber wir selbst haben auf dieser Strecke auch keine Lösung gefunden, um weiter nach vorne zukommen.“
Neben der ADAC GT4 Germany habt Ihr in dieser Saison auch zwei Gaststarts in der GT4 European Series absolviert. Wie hat Euch die Rennserie gefallen und wäre ein dortiges Engagement in der nächsten Saison für Euch vorstellbar?
„Die GT4 European Series ist sicherlich eine Top-Rennserie, für mich bildet sie aktuell mit einem prallgefüllten Starterfeld von ca. 50 Autos auch die Spitze im GT4-Bereich. Wir haben bei unseren beiden Gastauftritten gemerkt, dass das fahrerische Niveau auf einem extrem hohem Level ist und viel Competition herrscht. Mit den Plätzen drei, vier und fünf konnten wir sehr gute Ergebnisse erzielen, mit denen wir als Gaststarter gar nicht gerechnet hatten. Insgesamt muss man aber auch sagen, dass die BOP etwas großzügiger für die BMW Teams ausgelegt war als in der ADAC GT4 Germany. Zudem gehören Hockenheim und Spa-Francorchamps auch zu den High-Speed Kursen, die unserem Wagen ohnehin etwas mehr entgegenkommen. Wir haben diese beiden Einsätze natürlich bewusst absolviert, um eine weitere Option für die Zukunft auszuloten. Auch wenn wir vier ganz tolle Jahre in der ADAC GT4 Germany erlebt haben, ist die GT4 European Series eine wunderbare Alternative, die uns bei den Gastauftritten extrem viel Spaß gemacht hat und in deren Umfeld wir uns auch wohl fühlen. Auch wenn zu diesem Zeitpunkt noch nichts final entschieden ist, könnten wir uns von der Tendenz her ein Engagement dort sehr gut vorstellen, zumal unser erfolgreiches Hofor Racing by Bonk Motorsport Team sich damit auch noch einmal auf europäischer Bühne behaupten und international weiterentwickeln könnte.“
Unabhängig davon für welche Rennserie Ihr Euch letztlich entscheidet, wird Euer aktueller BMW M4 GT4 in die wohlverdiente Rente gehen. Ist ein bisschen Wehmut dabei?
„Ja, auf jeden Fall. Wir haben alleine in der ADAC GT4 Germany mit dem Wagen 48 Rennen bestritten, davon neun gewonnen und eine Vielzahl an Podiumsplätzen erreicht. Man kann über die vier Saisons hinweg die Ausfälle fast an einer Hand abzählen. Das war eine ungeheure Konstanz, die uns auch letztlich die Meisterschaft 2021 und die Vizemeisterschaft 2020 eingebracht hat. Mit dem Auto verbinden wir sehr viele schöne Momente und Emotionen, deshalb ist natürlich ein weinendes Auge dabei – es war einfach eine fantastische Zeit. Nichtsdestotrotz freuen wir uns nun natürlich auch auf das Nachfolgemodell im nächsten Jahr mit deutlich verbesserter Performance.“
Lass uns zum Schluss auch noch kurz auf deinen Einsatz beim diesjährigen 24h-Rennen auf dem Nürburgring zurückblicken…
„Der Einsatz kam dieses Jahr sehr spontan zustande. Zusammen mit FK Performance bin ich in einem BMW M4 GT4 unterwegs gewesen und konnte gemeinsam mit Ben Green, Marcel Lenerz und Thomas Neubauer den Klassensieg in der SP10 feiern. Im Gesamtklassement sind wir nach einem fehlerfreien Rennen auf Platz 19 gelandet und waren bester BMW im gesamten Starterfeld. Neben diesem tollen Ergebnis hat mich auch die Tatsache gefreut, beim letzten 24h-Einsatz des alten BMW M4 GT4 Modells noch einmal mit dabei gewesen zu sein.“